Folgen des Flächenverbrauchs

Der Flächenverbrauch hat weitreichende negative Folgen für Natur und Umwelt. Zuvorderst stehen der Verlust, die Zerschneidung und die Verinselung von Lebensräumen für Pflanzen und Tiere z.B. durch Versiegelung von Böden oder die Barrierewirkung von Verkehrswegen/ Infrastruktureinrichtungen und neuen Wohngebieten. Auch die Lebensbedingungen werden oftmals nachhaltig verändert z.B. durch die Veränderung der Bodenstrukturen im Zuge von Bodenabtrag und Geländemodellierung, Veränderung der kleinklimatischen Bedingungen sowie von Kalt- und Warmluftflüssen, Veränderung der Lärm- und Lichtverhältnisse, Störung des Wasserhaushaltes, Zunahme von Abgas- und Schadstoffimmissionen und vieles mehr. Dies hat auch negative Auswirkungen auf die Erhaltung der Biodiversität. Für den Menschen gehen wichtige Erholungsräume verloren und auch das mit „Heimat“ verbundene Empfinden wird vielerorts gestört. Im weiteren Sinne ergeben sich darüber hinaus Einschränkungen für den Umwelt- und Naturschutz z.B. dadurch, dass der Nutzungsdruck auf die verbleibende landwirtschaftliche Fläche steigt, wodurch auch die Pachtpreise steigen. Das führt dazu, dass Agrarumweltmaßnahmen teurer werden, weil ansonsten die Teilnahme nicht mehr interessant ist (SRU 2016, 249 ff.).

Auch im sozialen und wirtschaftlichen Bereich ergeben sich negative Folgewirkungen. Viele ländliche Kommunen - darunter auch solche mit Bevölkerungsabnahme - weisen Bauland aus in der Erwartung, dass durch Einkommens- und Gewerbesteuern neue Einnahmen generiert werden, wenn neue Einwohner oder Gewerbetreibende gewonnen werden können (SRU 2016, 252). Hierfür sind häufig nicht angemessene Flächenbedarfsprognosen ausschlaggebend, die oftmals auf einer einfachen Fortschreibung der Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung aus der Vergangenheit in die Zukunft beruhen (BUND et al. 2006, 33).

Die größte Nachfrage v.a. nach preisgünstigem Wohnraum – auch im Hinblick auf den demografischen Wandel – besteht allerdings in den Ballungsgebieten, Großstädten und gefragten Mittelstädten. Hier kann der Bedarf an neuem und bezahlbarem Wohnraum vielfach nicht gedeckt werden. So konnten von den kreisfreien Städten in NRW 10 ihren Wohnraumbedarf 2015 decken, 13 schafften dies nicht.

Es entstehen neue Leerstände und es kommt zum Verfall von Bausubstanz, da die Bevölkerung v.a. im ländlichen Raum weiter schrumpft und die Dorfzentren, aber auch viele Kernstädte zunehmend entkernt werden. Die dortige Wohnumfeldqualität verschlechtert sich, was den Trend zur Abwanderung verstärkt. Die Zusammensetzung der Bevölkerung ändert sich, die sozialen Strukturen sind vielfach nicht mehr ausgewogen. Die Infrastruktur (technisch wie die Kanalisation oder soziale Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen) wird nicht mehr effektiv genutzt, muss aber erhalten werden. Gleichzeitig muss auch die Infrastruktur für nicht ausgelastete neue Bauflächen erhalten werden. Eine erhöhte Pendlermobilität führt wiederum in den Ballungsräumen oftmals zu mehr innerstädtischem Verkehr, was die Lebensqualität dort beeinträchtigt und die Zersiedelungseffekte weiter unterstützt (SRU 2016, 251 f.; Deschermeier et al. 2017).

Demografischer Wandel und Wohnraumbedarf

Es wird davon ausgegangen, dass die Bevölkerungszahl in Deutschland langfristig deutlich sinken wird, wobei die Zahl der Haushalte zwar auch abnehmen wird, allerdings nicht in gleichem Maße. Der Anteil der über 60-Jährigen, bei denen die größte Pro-Kopf-Wohnfläche zu verzeichnen ist, wird dabei deutlich zunehmen. Der Bedarf an altersgerechten Wohnformen mit einer wohnortnahen Versorgungsstruktur wird zunehmen. Gleiches gilt für die Singlehaushalte in jüngerem Alter mit später Familiengründung oder dem Zusammenleben in anderen Familienkonstellationen. Die Auswirkungen dieses Wandels sind regional unterschiedlich: In einigen Universitäts- und Mittelstädten sowie Ballungsräumen wächst die Bevölkerung, während sie im ländlichen Raum vielerorts deutlich abnimmt. Dies bedeutet aber nicht, dass sich die Flächeninanspruchnahme in den ländlichen Gebieten ebenfalls deutlich reduziert (SRU 2016, 252 ff.).