Erneute Ausweisung von Siedlungsflächen für die Planungsregion Düsseldorf „Mehr Wohnbauland am Rhein“ // Naturschutzverbände nehmen umfassend Stellung

Die nordrhein-westfälischen Naturschutzverbände BUND, LNU und NABU haben sich im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung intensiv mit dem Entwurf der 1. Änderung des Regionalplans Düsseldorf „Mehr Wohnbauland am Rhein“ vom Juni 2019 befasst. Die zahlreichen Anregungen und Bedenken der ehrenamtlichen Vertreter*innen der Naturschutzverbände wurden vom Landesbüro der Naturschutzverbände NRW in der gemeinsamen Stellungnahme vom 30.09.2019 zusammengeführt und ergänzt.

Die Naturschutzverbände kritisieren, dass für die Planungsregion – kaum, dass der Regionalplan im Jahr 2018 in einer neuen Fassung mit einer Neudarstellung von 3700 ha für „Allgemeine Siedlungsbereiche“ (ASB) für Wohnsiedlungsflächen (s. Umweltbericht 2018, S. 113) beschlossen wurde - der Regionalplan erneut geändert und weitere 1471 ha „Allgemeine Siedlungsbereiche“ (ASB) ausgewiesen werden sollen. Sowohl die zugrunde gelegte Bedarfsberechnung als auch die fehlende konsequente Nutzung der vielfältigen Möglichkeiten zum Flächensparen durch Nachverdichtung, die Nutzung von Brachflächen und Leerständen sowie Gebäudeaufstockungen werden bemängelt.

Zudem stehen die geplanten Flächen mit der überwiegenden Ausweisung von Einfamilienhausgebieten dem zukünftigen, unbestreitbaren und überwiegenden Bedarf an bezahlbarem Wohnraum und Wohnungen für 1-2 Personen-Haushalte diametral gegenüber. So werden 77 % (1134 ha) der insgesamt geplanten neuen Siedlungsbereiche für Einfamilienhausgebiete vorgehalten (Wohndichte von 25 – 35 Wohneinheiten/ ha). Würde die Regionalplanung mindestens einen Dichtewert von 45 Wohneinheiten/ ha für diese geplanten Wohngebiete vorgeben – womit immer noch locker verdichtete Wohngebiete mit Ein- und Zweifamilienhausanteilen möglich wären - ließen sich rd. 400 ha Fläche und damit 27 % der neu geplanten Flächen einsparen. Dem Bedarf an Mehrfamilienhäusern und Geschosswohnungen in der Stadt und den Ballungsgebieten wird mit der Planung in keiner Weise entsprochen und die aktuellen Erfordernisse und tatsächlichen Entwicklungen werden systematisch ignoriert.

Außerdem werden zahlreiche neue ASB-Darstellungen zu Lasten des Freiraums vorgesehen, was mit einer zukunftsfähigen, ökologischen Raumentwicklung nicht zu vereinbaren ist. So werden für die Planungsregion 40 % (47 von 117) der neu auszuweisenden Flächen und damit 53,3 % der Gesamtfläche (784 von 1471 ha) an ökologisch bedenklichen Standorten geplant. Diese Flächen weisen bei Inanspruchnahme für Wohnen nach den Ergebnissen der Strategischen Umweltprüfung (SUP) voraussichtlich erhebliche negative Umweltauswirkungen auf - wobei die Naturschutzverbände die SUP in ihrer gemeinsamen Stellungnahme in vielen Punkten als defizitär bewerten. Ebenfalls ca. 40 % der Flächen liegen in einem Regionalen Grünzug, die von der Regionalplanung als Vorranggebiete ausgewiesen werden. Sie dienen als Grünverbindung/ Grüngürtel insbesondere z.B. dem klimaökologischen Ausgleich, der Erholung und Biotopvernetzung.

Damit wird der Fehlentwicklung im Hinblick auf das die Ziele zur Reduzierung der Flächeninanspruchnahme – laut der Biodiversitätsstrategie NRW bis 2020 auf 5 ha, mittelfristig Netto-Null – weiter Vorschub geleistet. Dies enstpricht nicht den aktuellen Anforderungen wie der Klimawandelvorsorge, dem Klimaschutz, dem Schutz der biologischen Vielfalt und der Umsetzung des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000. Ein zukunftsweisender Umwelt- und Freiraumschutz sieht anders aus!

Die Stellungnahme zur 1. Änderung des Regionalplans Düsseldorf "Mehr Wohnbauland am Rhein" finden Sie hier.